Burg Lissingen

Burg Lissingen
Luftaufnahme der Burg Lissingen

Steckbrief der Burg Lissingen

Die Burg Lissingen befindet sich in Gerolstein im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Die Doppelburg unterteilt sich in eine Ober- und eine Unterburg. Durch die Kyll in der Nähe des Anwesens und einige Wassergräben war sie ursprüngliche eine echte Wasserburg. Bemerkenswert ist auch, dass es nur wenige Burgen in der Eifel gibt, die nie zerstört wurden und die Burg Lissingen dazugehört.

  • Standort: Gerolstein, Rheinland-Pfalz, Deutschland
  • Entstehungszeit: 900 bis 1280
  • Burgentyp: Niederungsburg (Talburg), ursprünglich Wasserburg
  • Erhaltungszustand: vollständig erhalten, teilweise renovierungsbedürftig
  • Ständische Stellung: Ritter, Adel, Hofbeamte, Freiherren, Bürger
  • Geographische Lage: ♁50° 13′ N, 6° 38′ O

Die Burganlage der Burg Lissingen und ihre Nutzung heute

Zur Ober- und Unterburg Lissingen gehören jeweils diverse Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Höfe sowie Außenflächen.

Die Oberburg Lissingen

Die Oberburg Lissingen
Die Oberburg Lissingen von Süden

Der Baukomplex der Oberburg umfasst das Herrenhaus im Stil der Renaissance und des Barock, das Archiv, den Torturm, das Torhaus und diverse Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude. Im Außenbereich erstreckt sich ein Park.

Die heutigen Burgherren, Familie Engels, haben das Objekt einer mehrjährigen Restaurierung und Renovierung unterzogen. Sie vermieten nun Ferienwohnungen im Burgturm sowie Haupthaus und bieten nach Absprache Burgführungen an.

Weitere Informationen

Oberburg Lissingen
Prümerstr. 3
54568 Gerolstein-Lissingen
http://oberburglissingen.de/

Die Unterburg Lissingen

Burg Lissingen - Innenhof
Das Bild zeigt den Innenhof der Unterburg Lissingen.

Zum Baukomplex der Unterburg gehören neben dem Herrenhaus im Stil der Renaissance der Burghof, mehrere Wirtschaftsgebäude, Scheunen, Ställe und die Burgmühle, in der früher Getreide gemahlen wurde. In der Mühle sind heute eine Gaststätte und die Hofbäckerei untergebracht. Hahnenspeicher, Große Scheune und Remise werden als Museum genutzt.

Der Burgherr ist der Historiker Günter Lipperson, der die Unterburg umfangreich restauriert und so für die Nachwelt erhält.

Die Unterburg kann besichtigt werden. Dafür werden individuell buchbare Führungen über die Burganlage und durch das zugehörige Burgmuseum für Gruppen ab 5 Personen angeboten. Außerdem bietet sich die Unterburg mit ihrem großen Areal für diverse Veranstaltungen wie Märkte, Hochzeiten, Musikveranstaltungen und vor allem Mittelalter Events (LARP) geradezu an.

Weitere Informationen:

Unterburg Lissingen
Prümer Str. 1
54568 Gerolstein
http://www.unterburg-lissingen.de/

Geschichte der Burg Lissingen

Bereits im 1./2. Jahrhundert n. Chr. siedelten Römer auf dem Areal der späteren Burg Lissingen. Sie wurden im 6./7. Jahrhundert von den Merowingern verdrängt. Deren Hauptverwalter, die sogenannten Hausmeier, übernahmen im 8. Jahrhundert als Karolinger die Macht. Unter ihnen wurde die Burg in den Besitz der Abtei Prüm überführt.

Die Abtei Prüm wurde in den Jahren 890 und 892 von Normannen ausgeraubt und zerstört. Aus diesem Grund begann man in der Nähe der Abtei mit dem Bau von Festungen und Burgen, um seine Besitztümer besser zu schützen.

Der Bau der Burg von Lissingen wurde vermutlich im 10. oder 11. Jahrhundert begonnen. Um diese Zeit errichtete man einen steinernen Wohn- und Wehrturm an der Stelle der Burg. Die Reste dieses Wohn- und Wehrturms sind noch in einem später errichteten Herrenhaus der Burg Lissingen zu sehen.

Im Jahr 1212 wird im Zusammenhang mit der Burg Lissingen zum ersten Mal das Rittergeschlecht von Schmeych erwähnt.

Der Bau eines zweiten Wohn- und Verteidigungsturms neben dem ersten Gebäude wurde 1280 in Angriff genommen. Dem folgte um 1400 ein dritter Wohn- und Wehrturm, sodass von einer standhaften Wehrburg mit wirtschaftlicher Nutzung gesprochen werden konnte.

Die Burg Lissingen wurde im Jahr 1500 an die Adelsfamilie von Zandt vergeben.

Zur sogenannten Ganerbenburg wurde die Burg durch den Teilungsvertrag der Brüder Hugo und Gerlach von Zandt im Jahr 1559. Ab diesem Zeitpunkt wurden Ober- und Unterburg von den beiden Familienzweigen getrennt genutzt.

Im 17. Jahrhundert erhielt die Oberburg ein eigenes Torhaus im Stil der Renaissance. Die Unterburg wurde 1662 umfassend umgebaut.

Nachdem die Burg während des 17./18. Jahrhunderts für kurze Zeit ein kleines, autonomes Gebiet mit eigener Gerichtsbarkeit war, wurde die Herrschaft Lissingen während der Französischen Revolution annektiert und politisch bedeutungslos.

Burg Lissingen im Jahr 1880
Burg Lissingen um 1880 – Gemälde von Eugen Bracht

Nachdem der Letzte dieses Familienzweiges derer von Zandt starb, wechselte die Burg für ein Jahr in den Besitz eines im Saarland ansässigen Zweiges der gleiche Familie, um aber kurz später, 1824, in bürgerlichen Besitz zu kommen. Ab da wird sie für den Mühlenbetrieb und die Land- und Forstwirtschaft genutzt.

Im Jahr 1932 kaufte der Kölner Brauereibesitzer Greven das Anwesen, das durch die Weltwirtschaftskrise aber bereits geschwächt war. Er investierte in große landwirtschaftliche Bauten, trieb die Mechanisierung voran und konzentrierte sich auf Milchproduktion, Schweinemast, Saatgutproduktion und die Energieerzeugung.

Während des Zweiten Weltkrieges diente die Burg als Unterkunft für verschiedene Wehrmachtsregimenter wie auch als Sitz des Oberkommandos der Heeresgruppe West. Darüber hinaus wurde das Gebäude gegen Ende des Krieges als vorübergehendes Gefängnis für hochrangige Offiziere genutzt.

Nach Beendigung des Krieges versuchte die Familie Greven, ihr Geschäft mit Milch- und Viehwirtschaft wieder aufzunehmen. Bis 1977 bewirtschaftete ein Pächter den Landwirtschaftsbetrieb, gab aber auf, weil sich die Landwirtschaft nicht mehr lohnte.

Die Burg verfiel zunehmend. Erst später wurde der Verfall durch neue private Besitzer aufgehalten, die in Ober- und Unterburg investierten.

Ober- und Unterburg Lissingen heute

Heute ist die Oberburg in Besitz der Familie Engels, die darin Ferienwohnungen vermietet und Führungen nach Absprache ermöglicht.

Die Unterburg ist Eigentum von Günter Lipperson. Man kann sie für diverse Veranstaltungen mieten, Führungen vereinbaren und weitere Angebote wie die Hofbäckerei nutzen.

Die Burg Lissingen ist heute wieder ein beliebtes Ziel für alle, die gern Burgen und die Geschichte, die sie umgibt, erforschen. Dass Privatpersonen sich der großen Aufgabe stellen, dieses schützenswerte Kulturgut zu erhalten, verdient großen Respekt und Anerkennung.

 

Fotos:

Burg Lissingen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Oberburg Lissingen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Innenhof der Unterburg Lissingen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Lissingen –  Wasserburg – Gemälde von Eugen Bracht, Public Domain, via Wikimedia Commons